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Behindertensport: Spitzenleistungen im Wasser

Michael Tack trainiert geistig behinderte Schwimmer vom Verein TuRa Elsen- Erfolge bei »Special Olympics«

Seine größte Leidenschaft gilt der körperlichen Ertüchtigung. Schon als Jugendlicher war Michael Tack ein begeisterter Sportler. Zahlreiche Sportarten zogen den 61-Jährigen in ihren Bann, manche lassen ihn bis heute nicht mehr los.

Neben Fußball, Leichtathletik und Tischtennis begann Tack schon früh mit dem Schwimmen, das er heute als ehrenamtlicher Übungsleiter Sportlern mit geistiger Behinderung beibringt. Bereits seit 32 Jahren ist der studierte Sozialpädagoge als Leiter des Begleitenden Dienstes in den Schlosswerkstätten in Paderborn-Schloß Neuhaus beschäftigt. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich fast mein ganzes Berufsleben in den Werkstätten arbeiten würde«, sagt er. In den sechs Betriebsstätten arbeiten etwa 900 Menschen mit Behinderung. Fast die Hälfte nimmt an den mehr als 20 vielseitigen Sportangeboten teil, die Übungsleiter Woche für Woche während der Arbeitszeit auf die Beine stellen.

Dienstags abends bietet Michael Tack gemeinsam mit Matthias Brumby Bewegungsspiele an und anschließend leitet er zwei Schwimmgruppen. In diesen Gruppen wird erfolgreich für Wettkämpfe trainiert. Seine Schützlinge erreichen bei nationalen wie internationalen Wettkämpfen erstklassige Plätze. Michael Bunge und Hendrik Guthoff zählen zu den Spitzensportlern bei den »Special Olympics«, wo sie schon mehrere Medaillen ergattern konnten. »Diesen Wettbewerb kennt in Deutschland leider kaum jemand«, bedauert Tack. »Mittlerweile ist das eine Riesenbewegung. Deutschland bekommt das aber kaum mit.«

Alle vier Jahre messen sich behinderte Sportler aus der ganzen Welt an einem bestimmten Ort. Als das Großereignis 1999 in North Carolina (USA) stattfand, waren auch Bunge, Guthoff und Tack mit dabei. Bei dem Schwimmwettbewerb über 50 und 100 Meter Freistil erlangten die beiden Männer Gold- und Bronzemedaillen. Sie waren damit die ersten Goldmedaillengewinner der Weltspiele aus Paderborn. »Da waren die Eltern sehr stolz, als ihre Söhne vor tausenden Zuschauern Gold holten«, erzählt Tack.

Etwa 80 000 Menschen verfolgten damals vor Ort die Eröffnungsfeier der 7000 Teilnehmer zählenden Veranstaltung, bei der auch Arnold Schwarzenegger anwesend war. Der Schauspieler hatte die erfolgreichen Deutschen sogar zu einem Abendessen in München eingeladen, ein unvergessliches Erlebnis.

2007 fanden die »Special Olympics« in Schanghai statt. Dort gaben asiatische Superstars wie der Pianist Lang Lang und der Schauspieler Jackie Chan den Startschuss. Natürlich waren dort auch Paderborner wieder dabei, so wie auch 2003 in Dublin. Die nächsten Sommerspiele sind für 2015 in Los Angeles (USA) und die nächsten Winterspiele 2013 in Pyeongchang (Südkorea) geplant.

Seit den ersten Nationalen Spielen 1998 in Stuttgart nehmen Sportler der Tura an den alle zwei Jahre stattfindenden nationalen Spielen teil. Diese wurden im vergangenen Jahr eine Woche lang in München ausgetragen. 4000 Teilnehmer waren vor Ort. 2014 stellt sich NRW der organisatorischen Herausforderung in Düsseldorf.

Mit Wettkämpfen wie diesen sei es möglich, geistig behinderte Menschen, die früher kaum Sport gemacht haben, zu motivieren. »Wenn ich sehe, was Sport auch für die Eltern bedeutet, ist das super. Menschen, die sonst kaum Beachtung finden, stehen durch ihre sportlichen Erfolge im Mittelpunkt«, sagt er. Das sei gelebte Inklusion. Bei den Wettkämpfen gehe es darum, dass nicht nur die besten Sportler vertreten sind, sondern alle Leistungslevel. Die Paderborner nehmen in den Disziplinen Radfahren, Schwimmen und Leichtathletik teil.

Vor mehr als zehn Jahren hat sich der Förderverein »Special Olympics Paderborn« gegründet. Mit seiner Hilfe konnten schon einige Schwimmfeste in Paderborn veranstaltet werden. Ganz aktuell planen Tack und seine Mitstreiter ein bundesweites Schwimmfest am 6. und 7. Juli in der Schwimmoper. Zusätzlich findet jährlich ein integratives Sportfest statt. »Schüler eines Berufskollegs und eines Gymnasiums werden bei der Organisation mithelfen. Für sie ist es eine tolle Erfahrung, einmal mit behinderten Menschen in Kontakt zu kommen«, sagt Michael Tack.

Sein Interesse für die Behindertenarbeit rührt aus einer aktiven Zeit bei der katholischen Jugend. In seinem Heimatort Lipperode unterstütze er sportliche Angebote für Jugendliche mit Handikap. »Der Kontakt mit behinderten Menschen über den Sport bietet mir immer wieder tolle Erlebnisse.« Tack hat Sozialpädagogik in Paderborn studiert und dann fünf Jahre im Jugendwerk Rietberg gewirkt. Der 61-Jährige übt weitere Ehrenämter aus. Jeden vierten Samstag im Monat kümmert er sich in Lippstadt in einem Eine-Welt-Laden, den er vor 32 Jahren mit gegründet hatte, um die Kundschaft. Seit zwölf Jahren engagiert er sich zudem in der Flüchtlingsarbeit.

Mark Hänsgen