Auch Elsens Leichtathleten freuen sich auf die Landesspiele
(von Ingo Kalischek) Paderborn-Elsen. Sie sind ein Vorbild in Sachen Disziplin und Teamgeist: Alle zwei Wochen treffen sich die geistig behinderten Leichtathleten der TuRa Elsen, um gemeinsam Sport zu treiben. Mit dem regelmäßigen Training stellten sie viele Jahre eine Ausnahme in ganz NRW dar. Das könnte sich nun auszahlen: Vom 8. bis 10. Juni finden in Paderborn erstmals die Special Olympics Landesspiele statt. Dann werden auch gut 40 Sportler der TuRa Elsen in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Boccia und Fußball auf Medaillenjagd.
Trainingsausfall aufgrund mangelnder Beteiligung? "Das gibt es bei uns nicht", sagt Matthias Brumby. Der Geschäftsführer vom Förderverein Special Olympics Paderborn fügt an: "Unsere Sportler fiebern auf jedes einzelne Training hin. Das ist für sie etwas ganz Großes." Insgesamt sind im integrativen Sportverein TuRa Elsen rund 400 geistig behinderte Sportler in mehr als 20 Gruppen integriert. Eine von ihnen ist die Leichtathletik-Gruppe unter der Leitung der Geschwister Sören und Maike Beilfuß.
Auf dem Gelände des Ahorn-Sportparks führen sie mit den geistig behinderten Sportlern ein "ziemlich strukturiertes Training" durch - streng nach Leichtathletik-Regeln, wie Maike Beilfuß erklärt: "Wir laufen uns erst warm und dehnen uns. Anschließend führen wir eine Koordinationsübung durch und gehen dann in den technischen Bereich über", beschreibt die Trainerin.
Unter den Sportlern herrscht eine bunte Vielfalt: "Wir haben eine richtig gute Mischung bei uns in der Truppe", sagt Maike Beilfuß: "Einige könnten beim 100-Meter-Lauf locker mit gleichaltrigen Nichtbehinderten mithalten. Andere sehen den Sport eher als Freizeitbeschäftigung." Sören Beilfuß erklärt: "Im Schnitt kommen rund zehn Leute zu unserem Training."
Der 35-jährige Tobias Lausen ist seit der Gründung im Jahr 2009 in der Leichtathletikgruppe dabei. Mit dem Fahrrad kommt er zu jedem Training. Auf das gemeinsame Treffen rund alle 14 Tage freut er sich immer. "Ich fühle mich danach körperlich gut und bin nicht mehr so schnell schlapp", erzählt er. Highlights sind für ihn aber die Wettkämpfe. Bei den Special Olympics National Games in Düsseldorf staubte er im vergangenen Jahr die Goldmedaille im Weitsprung ab.
Auch Jason Marcellis hat als TuRa-Sportler schon viel erlebt: Sein erster Wettkampf führte ihn gleich zu den Weltspielen nach Athen. Mit zwei Bronzemedaillen kehrte er zurück. Auch bei den nationalen Spielen in Bremen und Hannover trat er zu Wettkämpfen an. Die TuRa-Sportler waren zudem schon bei Veranstaltungen in Rom, Antwerpen, Warschau oder Shanghai vertreten.
Auf das Heimspiel in Paderborn aber freuen sich Jason Marcellis, Tobias Lausen und Co. ganz besonders. Viele Bekannte und Freunde haben dann die Gelegenheit, die Sportler anzufeuern. Rund 600 Athleten werden zu den NRW-Landesspielen vom 8. bis 10. Juni in der Domstadt erwartet. Acht Sportarten sind vertreten: Boccia, Basketball, Fußball, Golf, Judo, Leichtathletik, Schwimmen und Tischtennis.
Austragungsorte sind der Ahorn-Sportpark, das Inselbadstadion, das Sportzentrum Maspernplatz, die Schwimmoper und der Haxterpark. Die Trainer Sören und Maike Beilfuß freuen sich natürlich ebenfalls auf die Wettkämpfe, wenngleich viel Arbeit und ein immenser Betreuungsaufwand auf sie zukommt. Insgesamt elf TuRa-Trainer sind dabei. "Das ist quasi eine Art Klassenfahrt mit der Truppe und richtig schön, auch den Rest des Tages miteinander zu verbringen", erläutert Maike Beilfuß, die es heute Vormittag zum Paderborner Rathaus ziehen dürfte. Dort nämlich wird das Olympische Feuer offiziell an die Ausrichterstadt der Landesspiele übergeben. Vom Reismann-Gymnasium startet hierbei um 10 Uhr ein Fackellauf Richtung Rathaus. Spätestens dann dürfte auch bei den TuRa-Sportlern die Vorfreude auf die Spiele nochmals deutlich ansteigen.
© 2015 Neue Westfälische, 15 - Paderborn (Kreis), Mittwoch 03. Juni 2015